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Easy Virtue (Marius de Vries)

Decca B001287102 [49:58 / 17 Tracks]

Mit Easy Virtue legt Regisseur Stephan Elliot die Verfilmung eines Theaterstücks von Noël Coward vor, das aus den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammt. Im weitesten Sinne handelt es sich hier um eine romantische Komödie mit pointierten Dialogen und Oscar Wilde´schen Beziehungsturbulenzen. Doch jede Komödie, mag sie auch noch so Wert auf Dialogwitz und absurde Szenen legen, braucht einprägsame Darsteller. Was die Produzenten bewogen haben mag, ausgerechnet das Sternchen Jessica Biel in der Hauptrolle zu besetzen, das lässt sich nur erahnen.

Zweifelhaftes war also für den Soundtrack zu befürchten, da die Hauptdarstellerin zugleich auch Interpretin einiger Titel ist. Hier kann aber Entwarnung gegeben werden, da sie – und auch der Rest der singenden Schauspieler – ihre Sache durchaus gut machen. Überhaupt sind die gesanglichen Leistungen des so genannten Easy Virtue Orchestras von hoher Güte und unterstreichen das Flair der Goldenen Zwanziger kongenial.

Das Soundtrackalbum Easy Virtue ist eine Nummernrevue bekannter zeitgenössischer Songs, die allesamt neu interpretiert wurden. Überraschend ist dabei die Bandbreite. So adaptiert das Easy Virtue Orchestra das unter anderem von Bronislav Kaper und Walter Jurman geschriebene Stück All God´s Children Got Rhythm in schmissigem Tonfall. Auch Cole Porters Let´s Misbehave vermag in der Neuaufnahme zu gefallen. Weshalb allerdings neuzeitliche Discostücke wie Sex Bomb im Stil der Zwanziger Jahre umgesetzt werden mussten, bleibt fraglich. Im Vergleich zu Kapers oder Porters ausgefeilten Melodien stellen Titel wie dieser mehr als nur einen störenden Stilbruch dar. Es darf zudem bezweifelt werden, dass hierdurch mehr Albenkäufer gefunden und mehr Zuschauer in den Kinosaal gelockt werden.

Dennoch ist es schön, dass sich auch im neuen Jahrtausend der alten, aber unverwüstlichen Texte und Melodien der klassischen Kinozeit erinnert wird. Dabei bleibt allerdings der bittere Nachgeschmack, dass viele der alten Originalaufnahmen noch immer auf eine würdige und ihrer filmmusikgeschichtlichen Bedeutung angemessene Veröffentlichung warten. Für einen vergnüglichen Nachmittag reicht das Album trotzdem allemal, ob mit oder ohne Sex Bomb
Gerd Naumann

★★★