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Ein bisschen Mehr von Allem

MediaSoundHamburg 23. Juni – 2. Juli 2017
Ein Bericht von Stephan Eicke
Bilder von DS Pictury
Aus dem Englischen von Mareike Müller

Es ist nicht leicht, ein Star zu sein. Nicht dass es bei MediaSoundHamburg zuvor keine Stars gegeben hätte, aber die Anwesenheit von Ben Burtt überschattete so einige bisher erlebte Momente. Ben Burtt ist vor allem für das Sound Design für Stars Wars Teil 1 bis 6 bekannt, hat jedoch an zahlreichen weiteren unzähligen Filmen mitgewirkt. Das führte dazu, dass sich so viele Teilnehmer/-innen für seine drei-tägige MasterClass angemeldet hatten, dass diese nicht in der gewohnten Location des Elsa-Brändström-Hauses, sondern an der HAW Hamburg stattfand. Dies erwies sich als gute Entscheidung, da der Mediencampus der HAW für die technische Herausforderung, den die MasterClass darstellte, gut gewappnet war. In seiner MasterClass zu Sound Design begeisterte Ben Burtt mit Erzählungen aus seinem Leben, seiner Karriere und seinen Herangehensweisen an Sound Design. Und sogar über seine MasterClass hinaus war der Mann hinter dem Sound des Laserschwerts offen für einen kreativen Austausch mit den Teilnehmer/-innen der diesjährigen MediaSoundHamburg-Sommerakademie – und das trotz Jet-Lag. Es ist nicht leicht, ein Star zu sein.

Ben Burtt
Ben Burtt

Es ist auch nicht leicht, von Stars umgeben zu sein. Es war für mich das erste Jahr, in dem ich selbst als Dozent auf der MSH MediaSoundHamburg-Sommerakademie zugegen war – was für mich schon aufregend genug war. Wie sich zudem herausstellte, fand Ben Burtts MasterClass zum selben Zeitpunkt wie mein Forum zu Konflikten und Frustrationen in der Filmmusik statt, weshalb die Teilnehmerzahl meines Vortrags überschaubar war. Hätte Organisator Achim Esser-Mamat nicht einen Sound Designer von Dokumentarfilmen über das Trocknen von Farbe anstelle des Mannes hinter dem Sound für E.T., Wall-E und Indiana Jones einladen können? Aber dieser Wunsch war vermutlich nur aufgrund meines eigenen Egos geboren. Für den neutralen Beobachter war die 7. MediaSoundHamburg-Sommerakademie ein unübertroffener Erfolg. Zum einen wegen der großen Zahl an Teilnehmer/-innen und zum anderen wegen der bunten Vielfalt des Programms: so gab nicht nur Ben Burtt eine MasterClass, sondern auch Joe Kraemer unterrichtete zu Filmmusik, Youki Yamamoto zu Orchestrierung, Merlin Györy zu Game Music, Elias Struck zu ProTools, Than van Nispen und Adam Zolynski zu Schreiben und Produzieren für Streichinstrumente, Martin Häne und Panos Kolias zu Library Music und George Christopoulos zu „Wie werde ich ein Filmkomponist?“ – um nur einige zu nennen. Sieben Jahre MSH MediaSoundHamburg-Sommerakademie zeigen, dass das Programm für die Teilnehmer/-innen stetig weiterentwickelt und ausgeweitet wird und weltweit Menschen aus dem Bereich Filmmusik, Sound Design und Game Music anspricht. So kamen die Teilnehmer/-innen aus Irland, den USA, Nepal, Guatemala, England, Griechenland, der Schweiz, Deutschland, und vielen anderen Ländern. Mit der Vergabe von Stipendien fördert die MediaSoundHamburg diese Entwicklung, und viele Stipendiat/-innen schätzen sich glücklich darüber, das Handwerk von ihren Meistern höchstpersönlich lernen zu dürfen.

Joe Kraemer im Interview mit Stephan Eicke
Joe Kraemer im Interview mit Stephan Eicke

Einer dieser Meister war dieses Jahr Joe Kraemer, der – wie Ben Burtt – sich einige Zeit frei genommen hatte, um eine drei-tägige MasterClass zu Filmmusik zu geben. Kraemer hat die Musik für The Way of the Gun, Mission: Impossible – Rogue Nation, und Jack Reacher geschrieben. Er begeisterte die Teilnehmer/-innen mit einem tiefen Einblick in seine kreativen Schaffensprozesse, angefangen beim Spotting und der musikalischen Konzeption bis hin zur Aufnahme der Musik. Dabei ging er auch auf die Frustrationsmomente und Schwierigkeiten ein, was den Teilnehmer/-innen die Chance bot, von ihren eigenen Kämpfen im Kreativitätsprozess zu berichten. Ebenso nahm sich Kraemer die Zeit, den Teilnehmer/-innen seiner MasterClass ein Feedback zu ihren eigenen Arbeiten zu geben. Diejenigen, die keine Karriere in der Filmmusikbranche anstrebten, konnten derweil an der MasterClass GameMusic von Merlin Györy teilnehmen. In seinem faszinierenden Vortrag betonte Györy die technischen Herausforderungen, die es beim Komponieren von Game Music zu überwinden gilt und gab hilfreiche Tipps zum Angehen neuer Projekte.

Young Talent Award-Gewinner Maxime Hervé sowie die beiden  Jurymitglieder Than van Nispen, Merlin Györy und Achim Esser-Mamat
Young Talent Award-Gewinner Maxime Hervé sowie die beiden Jurymitglieder Than van Nispen (Präsident), Merlin Györy und Achim Esser-Mamat

Wie es mittlerweile bei den MediaSoundHamburg-Sommerakademien gute Tradition geworden ist, werden nicht nur MasterClasses, Workshops und Foren angeboten, sondern auch Abendveranstaltungen, die die Teilnehmer/-innen zum kreativen Austausch und zum Networking anregen. Die Veranstaltungsreihe „Ein Abend mit“ hatte dieses Jahr – wie sollte es auch anders sein – Ben Burtt zu Gast, der in einem Gespräch mit Moderator André Feldhaus über seine Arbeit sprach, die anhand von Filmausschnitten veranschaulicht wurde, bevor Burtt selbst Fragen aus dem Publikum beantwortete. Für die Abschlussveranstaltung gelang es Esser-Mamat, einen deutschen Film, der noch im Entstehungsprozess ist, an Land zu ziehen: die Tragik-Komödie Monster von Kerstin Polte mit Corinna Harfouch. In einem Werkstattgespräch besprachen die Regisseurin Polte sowie Sound Designer Daniel Hobi und Komponist Hannes Gwisdek den Produktionsprozess des Films und schafften es so, einen tiefen Einblick in die Zusammenarbeit von Komponist und Sound Designer zu geben. Ein weiteres Highlight war die Preisverleihung des Young Talent Awards der MSH, der dieses Jahr an den französischen Jungkomponisten Maxime Hervé ging. Als Krönung des Abends wurde Hervés herausragende Gewinnerkomposition von dem populären Kaiser Quartett gespielt. Hervés anfängliche Nervosität wich schnell dem Stolz, das eigene Stück von einem professionellen Streichquartett gespielt zu hören und auch die Besucher/-innen des Abends waren begeistert. Letztlich gab es in den zehn Tagen MediaSoundHamburg-Sommerakademie keinen Grund nervös zu sein, da stets eine familiäre Atmosphäre herrschte. Also: kein Grund zur Nervosität – außer in Anbetracht der Tatsache, dass Ben Burtt da war. Es ist nicht leicht, ein Fan zu sein.

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